Müssen wir jetzt alle Agil werden?

Müssen wir jetzt alle Agil werden?

Diese Frage beschäftigt mich seit geraumer Zeit. Alle Welt redet von agiler Arbeit und agiler Führung. Aber was meint agil eigentlich?  Was ist daran neu?  Wie passt es ins Konzept des Qualitätsmanagements?

 

Agil meint beweglich, die Fähigkeit zur Geschwindigkeit, zur schnellen Reaktion und zur reibungsarmen Veränderung.

 

Dieses Verständnis von Agilität ist der Versuch/die Hoffnung oder der neue Trend, mit dem sich Unternehmen auf schnell verändernde Märkte einstellen oder einstellen wollen. Die Märkte sind veränderlich, unsicher, komplex und mehrdeutig (VUKA) geworden und zwingen Unternehmen zu einer immer schnelleren Entwicklung neuer Produkte.

In diesem Zusammenhang wurden Werte für die agile Arbeit definiert:

 

Individuen und Interaktionen sind wichtiger als Prozesse und Werkzeuge
Funktionierende Dienstleistung ist wichtiger als umfassende Dokumentation
Zusammenarbeit mit dem Kunden ist wichtiger als Vertragsverhandlung
Reagieren auf Veränderung ist wichtiger als das Befolgen eines Plans

 

Weder die Beschreibung VUKA, noch die agilen Werte erscheinen mir neu.

In der Sozialen Arbeit muss schon immer mit veränderlichen Marktbedingungen, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit umgegangen werden.  Die agilen Werte geben letztlich doch im Wesentlichen das Selbstverständnis der Sozialen Arbeit wieder. Personenbezogene Dienstleistungen stehen stets in einem komplexen Zusammenhang und sind somit generell nur mit dem Kunden gemeinsam und individuell zu entwickeln. Aus diesem Grund wird schon lange vom Prosument, dem Produzent der gleichzeitig auch Konsument ist, gesprochen. Vielleicht ist dies eine wesentlichen Ursache dafür, dass es so schwer ist, einen großen Teil der Prozesse im Sozial- und Gesundheitswesen im Rahmen von Qualitätsmanagementsystemen zufriedenstellen zu beschreiben.

 

Auch muss festgestellt werden, dass diese Werte in vielen Arbeitsbereichen im Sozial- und Gesundheitswesen im Zuge von Kostendruck, Dokumentationspflichten und Standardisierungen verloren gegangen sind.

 

Mit den Gedanken der Potentialorientierten Qualitätsentwicklung wollen wir ansetzen, diese Werte wieder ins Bewusstsein zu bringen und auch im Rahmen von Qualitätsmanagementsystemen zu verankern. Dieses bedarf einer veränderten Haltung bei Führungskräften und Mitarbeitern, wobei hier wiederum die Grundsätze der agilen Führung sehr hilfreich sein können. Sie sind Voraussetzung für Agilität in Unternehmen und sind als eine Erweiterung der Führungsstile zu verstehen, nicht als Allheilmittel. Zudem kommen diese Grundsätze den Erwartungen von Arbeitnehmern sehr entgegen.

 

Agile Führung zeichnet sich durch folgende Grundsätze aus:

 

• Der Kunde steht mit seinen Anforderungen im Mittelpunkt
• Entscheidungen werden getroffen, wo sie umgesetzt werden
• Selbstorganisierte Teams finden aus eigenem Antrieb gute Lösungen
• Gegenseitiges Vertrauen und gegenseitige Wertschätzung
• Wenige zentrale Regeln

 

 

 

 

 

 

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