Wie war’s? Gut.

Wie war’s? Gut.

Kennen Sie die unterschiedlichen Dimensionen von „gut“? Es gibt diese Qualität von „gut“, die echt befriedigend und zufriedenstellend ist. Ein wirklich gutes Buch oder ein intensives Gespräch zum Beispiel.
Und dann gibt es ein „gut“, das auch ehrlich als positives Qualitätsurteil gemeint ist, das aber dennoch erahnen lässt, dass Wünsche offengeblieben sind. Wenn das erste Date z.B. „gut“ war, dann war es sicherlich nicht schlecht, aber tiefe Zufriedenheit und Erfüllung klingt anders. Liegt das nun an den perfektionistischen Antreibern, die zuweilen in uns wirken? Enthält dieser kleine Beigeschmack, der dem „gut“ anhaftet, wichtige Hinweise, denen wir nachgehen sollten oder zeigt er uns einfach natürliche Grenzen auf, mit denen wir uns schlicht abfinden müssen? Wahrscheinlich von Allem etwas. Zumindest beschäftigt mich diese Frage im Rückblick auf unser erstes virtuelles Dialogforum zur Potentialorientierten Qualitätsentwicklung, das wir am 9. September 2020 ausgerichtet haben. Das war nämlich wirklich gut! Bis auf einmalige Probleme mit der Internetverbindung hat alles super geklappt, und wir haben durchaus technisch und methodisch einiges auf die Beine gestellt bzw. ausprobiert. Die Teilnehmer*innen hatten gute Gespräche und konnte sicherlich auch ein paar Impulse mit nach Hause nehmen. Was mich am meisten beeindruckt hat, ist die Resonanz auf eine einfache Übung zur gegenseitigen Wahrnehmung. Wie wohltuend, stärkend und Potentiale freisetzend ist es, wenn wir uns Zeit nehmen und uns bewusst, achtsam und wertschätzend betrachten.
Auch das Abschlussfazit der Gruppe war positiv und dennoch fehlte mir etwas. Aber was eigentlich? Kennen Sie das Gefühl, das etwas fehlt, aber Sie gar nicht genau sagen können was? Hätte ich bei der Konzeption und Durchführung etwas anders machen können, so dass die Chancen einer 100%igen Zufriedenheit – vielleicht sogar Begeisterung – bei mir selbst gestiegen wären? Oder war es ebenso gut wie es war und ich sollte verdammt noch mal damit zufrieden sein? Einzelne Teilnehmer*innenstimmen bestärken meine Wahrnehmung, dass etwas gefehlt hat. Was wem (wenn überhaupt) gefehlt hat ist sicherlich sehr unterschiedlich und nur spekulativ zu erfassen. Daher gehe ich lieber meinen eigenen Wahrnehmungen auf die Spur. Warum bin ich selbst so kritisch? Nun, zum einen habe ich wahnsinnig viel Zeit in die Vorbereitung gesteckt, was mir gleichzeitig aber auch wahnsinnig viel Spass gemacht hat. Ich habe mich total gefreut, wenn mir neue grafische Darstellungen geglückt sind oder ich ein vielversprechendes virtuelles Werkzeug sicher händeln konnte. Vielleicht war das Format mit meiner (unterdrückten) Euphorie eher überfordert. Vermutlich habe ich mir aber selbst gar nicht klar genug gemacht, was ich gerne als Ergebnis des Workshops sehen würde. Und mal am Rande: Ergebnis-/Zielorientierung ist ein Thema, was die ISO 9001 sehr hoch hält und – lassen wir die Vorliebe der Normenanwender*innen zu quantifizierbaren Leistungsindikatoren mal beiseite – inhaltlich enorm wichtig ist. Nun haben wir den Workshop ja nicht planlos auf die Beine gestellt. Wir wollten den Ansatz bekannter machen, zum Nachdenken und Reflektieren anregen und Multiplikatoren für das Thema gewinne

n. Auf eine differenzierte Vorstellung unseres Ansatzes haben wir bewusst verzichtet, da die Teilnehmer*innen z.T. dem Blog schon lange folgen und wir in dem Format nicht bereits Bekanntes aufwärmen wollten. Ein Teilnehmer hat im Anschluss zurückgemeldet, dass ihm Antworten auf ein konkretes „Und jetzt?“ gefehlt hätten und dass wir ggf. die Lösung aktueller Probleme der

Teilnehmer*innen zum Gegenstand der Themenbearbeitung machen sollten. Das wäre zumindest echte Kund*innenorientierung gewesen und sicherlich auch ein denkbarer Weg. Mir ist in der gedanklichen Nachbereitung aber vor allem noch mal deutlich geworden, wie sehr ich mir noch mehr aktive Mitgestalter*innen wünsche, die an und in einer Kultur arbeiten möchten, die nicht das Negative bekämpft, sondern das Positive nährt. Menschen, die Lust haben und bereit sind Zeit zu investieren in eine Ausgestaltung eines potentialorientierteren QM-Ansatzes. Ich glaube, dies hätte ich beginnend bei der Ausschreibung aber vor allem in der Durchführung noch viel deutlicher machen sollen. Warum habe ich das nicht gemacht? Weil ich im Selbstmarketing ganz schlecht bin und weil ich möchte, dass mein Umfeld meine Wünsche erahnt, richtig versteht und intuitiv aufgreift. Klappt übrigens oft nicht, aber ein Teil in mir hält trotzdem an der Strategie fest 😊.

Nichtsdestotrotz, das Dialogforum am 09.09 war wirklich gut. Ich freue mich über alle, die sich darauf eingelassen haben und einen potentialorientierteren Blick mit in ihren Arbeitsalltag genommen haben. Für mich ist die Potentialorientierte Qualitätsentwicklung ein Herzensthema geworden, es wird weitergehen und sicher auch mittelfristig mit neuen Veranstaltungen dazu. Wer also Lust hat mitzudenken und mitzugestalten, beim Blog, beim Denkraum, bei Linkedin-Beiträgen, bei der Konzeption von Veranstaltungen und Werkzeugen etc. möge gerne mit mir Kontakt aufnehmen. Jetzt, wo mir vieles klarer geworden ist, bin ich auch richtig richtig gut zufrieden.
Wie war’s? Gut!!!

1 Kommentar
  • Claudia Zenker
    Antworten

    Ich war des Öfteren etwas verwirrt und habe den Faden verloren. Im Nachhinein muss ich sagen, dass es mir zwar supergut gefällt, wenn so viele neue Ideen entstehen und eingebracht werden, dass mir aber hin und wieder ein ordnender Moderator gefehlt hat. Erstaunt war ich ebenfalls von der positiven Wirkung der Spiegelübung. Hier wünsche ich mir mehr und kreative Umsetzungsmöglichkeiten und Anwendungen. Eine richtig tolle Sache!
    Viel bringt es halt auch immer, wenn da jemand ist, der beschreibt, wie er es macht. Toll wären natürlich auch die Unterlagen dazu (Ich weiß – ist schwierig). Vielen Dank auf jeden Fall für die tolle Veranstaltung. Ich hab – auch durch eure Unterlagen auf der Internetseite – viel mitgenommen und tolle Anregungen bekommen.
    Da ich gerade unser Handbuch komplett auf den Kopf stelle (wir sind AZAV zertifiziert) und auf das Nötigste der Norm beschränken will – kann mir vielleicht jemand helfen. Was sind die Verfahren, die im Handbuch unbedingt beschrieben werden müssen? Ich wäre für eine Antwort echt dankbar.
    Die 10 Tipps zur Flipchartgestaltung habe ich übrigens sofort umgesetzt.
    Ich mache auch supergerne wieder mit und freu mich auf Austausch und gemeinsame Arbeit.
    Viele Grüße, Claudia Zenker

    14. September 2020 at 16:48

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