AQAL – Ein Modell für ein nachhaltig erfolgreiches Verständnis von QM

AQAL – Ein Modell für ein nachhaltig erfolgreiches Verständnis von QM

AQAL – steht für „all quadrants, all levels“. Ken Wilber beschreibt mit diesem Modell vier Dimensionen des Lebens, die alle gleich wichtig sind und sich gegenseitig beeinflussen. Als QM-Interessierte fällt uns

natürlich als erstes die Kachel mit den Stichworten Strukturen und Prozesse ins Auge. Dass diese wichtig sind, ist uns hinlänglich bekannt. Das Modell verdeutlich aber sehr gut, dass gut geregelte Strukturen und Prozesse nicht alles sind. Und vor allem zeigt es auf, wie schnell ein System, das sich vornehmlich um Strukturen und Prozesse kümmert, zu einem hohlen, inhaltlich leeren, bürokratischen System wird. Und genau das wird dem QM ja immer wieder gerne – und nicht selten auch zu Recht – vorgeworfen.
Auch wenn dieses Modell und Ken Wilber selbst (Philosoph) mit QM im engeren Sinne „wenig am Hute“ haben, so halte ich es doch für ein Schlüsselmodell für ein nachhaltig erfolgreiches Verständnis von Qualitätsentwicklung. Wir brauchen im Arbeitsleben aufgeräumte Strukturen, aber erst bzw. nur wenn diese auch im Inneren mit Sinn und Bedeutung gefüllt sind, können diese auch eine positive Wirkung erzielen. Das klassische Qualitätsmanagement hat seine Kernkompetenz im Außen: klare transparente Abläufe, eindeutige Regelung von Verantwortlichkeiten, zielorientierte Entwicklungspläne, messbare Ergebniskriterien … all das kann aber nur zur vollen Entfaltung kommen, wenn es im Innern auf entsprechende Resonanzen stößt. Unstimmigkeiten zwischen den Quadranten führen zu Reibungs- und Wirksamkeitsverlusten und diese können wir nicht minimieren, indem wir uns noch mehr mit einem Quadranten – im Falle von QM mit Strukturen und Prozessen – beschäftigen.
Qualität gelingt vor allem dann, wenn persönliche Werte in hohem Maße im Einklang sind mit der gelebten Kultur und den strukturellen und personalen Rahmenbedingungen einer Organisation. Klare Regeln und Strukturen geben uns Sicherheit. Je komplexer und dynamischer Aufgabenbereiche sind, desto weniger können wir aber im Vorfeld planen und regeln und desto wichtiger ist es, Sicherheit und Halt nicht nur im Außen zu suchen, sondern auch in uns selbst bzw. im Team zu finden. Joana Breidenbach und Bettina Rollow haben sich in ihrem sehr lesenswerten Buch „New Work needs Inner Work“ intensiv mit dem AQAL-Modell von Ken Wilber beschäftigt. Übertragen auf das Qualitätsm

anagement lässt sich dadurch ableiten, dass wirksame Veränderungen und Entwicklungen immer auch Veränderungen im Inneren erfordern bzw. nach sich ziehen.

Organisationen, die versuchen ihre Qualität vornehmlich mit standardisierten Abläufen zu steuern, laufen Gefahr vergangenheitsorientiert, reaktiv, langsam und unflexibel zu sein bzw. zu werden. Für Organisationen und für jeden Einzelnen ist es wichtig, ein gutes Gleichgewicht zu finden zwischen Sicherheitsbedürfnissen auf der einen Seite und Entwicklungs- und Lernprozessen auf der anderen Seite. Unsere Welt ist schneller, komplexer und mehrdeutiger geworden. Wir brauchen Mut, Unsicherheit auszuhalten. Diesen Mut kann man nicht antrainieren und sich auch nicht aus einem QM-Handbuch anlesen. Diesen Mut finden wir im Innern bzw. in dem Team, mit dem wir zusammenarbeiten.
Strukturen und Prozesse sind ohne Zweifel wichtig, aber eben nicht alles. Die Reflexion einer guten Balance zwischen den Quadranten kann jedem QM-System zu mehr nachhaltigem Erfolg verhelfen. Ob ganz grundsätzlich auf der Metaebene oder ganz konkret auf der Prozessebene: Sie möchten den Umgang mit Fehlern in der Organisation verändern? Dann hilft es sicherlich ein gemeinsames Vorgehen zu vereinbaren. Aber erst dann, wenn Mitarbeiter auch über die entsprechenden Kompetenzen verfügen und das Vorgehen im Wesentlichen mit ihren persönlichen Werten übereinstimmt und der Kultur der Organisation entspricht, kann sich das vereinbarte Vorgehen wirklich entfalten.

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