Die Grundsätze der ISO 9001 potentialorientiert weiter gedacht Teil 7: Faktengestützte Entscheidungsfindung Mit Herz und Verstand entscheiden

Die Grundsätze der ISO 9001 potentialorientiert weiter gedacht Teil 7: Faktengestützte Entscheidungsfindung <> Mit Herz und Verstand entscheiden

Ich sitze nicht in dem Gremium, welches über die Grundsätze der ISO 9001 bestimmt und kann daher nicht beurteilen, was die Autor*innen zu diesem Grundsatz bewogen hat. Für mich schimmert aber mehr als deutlich ein Bild vom Menschen durch, der nur dann gut entscheiden kann, wenn er seine Gefühle unter Kontrolle hält und sich unbeirrt auf die sachlichen Fakten stützt. Aber fallen gute Entscheidungen wirklich emotions- und leidenschaftslos? Gibt es sie wirklich, die rein sachlichen Fakten? Und ist unser Denkapparat wirklich so gut im Analysieren wir gerne glauben?

 

DIN EN ISO 9000:2015
Faktengestützte Entscheidungsfindung
Entscheidungen auf Grundlage der Analyse und Auswertung von Daten und Informationen führen wahrscheinlich eher zu den gewünschten Ergebnissen.

 

Man braucht sich eigentlich nur ein ganz bisschen in die Ergebnisse der Hirnforschung der letzten 10 Jahre einlesen und kommt schnell zu dem Ergebnis, dass wir da einem mächtigen Irrglauben aufsitzen. Fangen wir bei den Fakten an: Natürlich gibt es davon ein paar. So ist es z.B. eine Tatsache, dass es das Corona-Virus gibt, es wurde im Labor nachgewiesen. Aber die aktuelle gesellschaftliche Diskussion macht sehr schön deutlich, dass es dann mit der Sachlichkeit auch schon schnell zu Ende ist. Welche Fakten wählen wir aus? Welchen glauben wir? Wie interpretieren wir diese? Und dabei mischen Emotionen an vorderster Front mit. Und das passiert nicht nur bei angstbesetzten Pandemien, sondern auch bei der Betrachtung von vermeintlich nüchternen Wirtschaftszahlen. Unser emotionales Entscheidungssystem, vom Nobelpreisträger Daniel Kahnemann System 1 genannt, ist rasend schnell, arbeitet automatisch, mühelos und ohne willentliche Steuerung. Unser System 2, unser Verstand dagegen ist ziemlich langsam und auch ein bisschen faul. In der Regel haben wir Entscheidungen längst durch System 1 gefällt während System 2 noch an der passenden Begründung arbeitet. Nichtsdestotrotz arbeitet unser Verstand ganz hervorragend und dies ist kein Plädoyer für die Macht der Gefühle, sondern für einen situationsgerechten und kombinierten Einsatz beider Entscheidungssysteme.

 

 

Potentialorientierte Qualitätsentwicklung
Mit Herz und Verstand entscheiden 
Die Hirnforschung hat längst bewiesen, dass alle Entscheidungsprozesse maßgeblich von Emotionen geleitet werden und dass die Schnelligkeit intuitiver Entscheidungen gleichzeitig unser Überleben sichert (s. z.B. Hüther, Kahnemann, Storch u.a.). Kluge Entscheidungen entstehen durch eine souveräne und situationsgerechte Handhabung beider Entscheidungssysteme (Verstand und Emotion).

Mit Herz und Verstand entscheiden bedeutet, Emotionen nicht als Störfaktor für vernünftiges Denken zu betrachten, sondern als unersetzliche Überlebenshilfen.
Mit Herz und Verstand entscheiden bedeutet, achtsam und erkundend im Umgang mit weniger bewussten bzw. unbewussten Denkprozessen und Verhaltensmustern zu sein.
Mit Herz und Verstand entscheiden bedeutet, Denkfehlern genauso kritisch gegenüberzustehen wie emotionalen „Verwirrungen“.
Mit Herz und Verstand entscheiden bedeutet, mit unserem emotionalen Gehirn Begeisterung zu entfachen und mit unserem mentalen Fähigkeiten dafür zu sorgen, dass dabei eine gewisse Bodenhaftung gewährleistet bleibt.
Mit Herz und Verstand entscheiden bedeutet, mit Freude zu arbeiten.

s. auch Blogbeitrag vom 15.05.19 https://www.qualitaet-gestalten.de/2019/05/15/kennzahlen-sorgen-fuer-objektivitaet-und-klarheit/

 

1 Kommentar
  • Pasqual Jahns
    Antworten

    Hallo Elisabteh,

    danke auch diesmal für deinen Denkanstoß!

    Ich habe aus dem Buch von Herrn Kahnemann zwei Thesen mitgenommen, die denke ich gut in diesen Kontext passen. These 1 ist, dass man erstmal System erreichen muss. Dies kann z.B. dadurch aktiviert werden, dass man einfach mal versucht möglichst viele Pro’s und Con’s herunter zu schreiben oder auch z.B. Interviews standardisiert abzuarbeiten. Wichtig ist dann nur und auch das hat er gut erklärt, am Ende nochmal zu prüfen ob das Bauchgefühl diese eher mechanische Herangehensweise auch unterstützt. Wenn man z.B. ein KVP durchführt wodurch der Prozess deutlich beschleunigt wird, allerdings auch starke Verunsicherung der Kollegen verursacht wird, ist vielleicht ein langsames, scheibenweises, Vorgehen sinnvoller statt den Plan adhoc „durch zu drücken“…

    Viele Grüße
    Pasqual

    14. Oktober 2020 at 10:00

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