Beteiligung – Ein Kugelbahnmodell

Beteiligung – Ein Kugelbahnmodell

Beteiligung ist neben Vertrauen, Wertschätzung und Kompetenz eines der handlungsleitenden Prinzipien, die wir dem Schmetterling der Potentialentfaltung zugeordnet haben

(s.a. https://www.qualitaet-gestalten.de/2019/06/27/grundsaetze-die-potentiale-entfalten-und-dadurch-qualitaetsentwicklung-ermoeglichen/; https://www.qualitaet-gestalten.de/2019/08/22/beteiligung-mit-anderen-denken-nicht-fuer-andere-denken/.

Dieses Prinzip stellt aber nicht nur für große Organisationen eine anspruchsvolle Herausforderung dar, auch kleine Einheiten tun sich nicht selten schwer, Beteiligung, die die meisten theoretisch als sehr sinnvoll erachten, praktisch im Arbeitsalltag zu verwirklichen. Mir zumindest begegnen in meinen Workshops oder Beratungsprozessen immer wieder Fragen, die sich häufig auf die Suche nach methodischen Ideen, manchmal sogar mit Eventcharakter, beziehen. Ich gebe gerne zu, dass ich selbst auch ein paar Jahre gebraucht habe, bis ich begriffen habe, dass eine gute Methodik eher das Sahnehäubchen auf einem stabilen beteiligungsorientierten Unterbau ist. Wenn dieser Unterbau fehlt, fällt jedes Sahnehäubchen wirkungslos in sich zusammen, im schlimmsten Fall hinterlässt es noch einen faden Beigeschmack, weil das Sahnehäubchen Lust auf mehr gemacht hat, diese aber nicht befriedigt wird.
Für das Bild zum aktuellen Blogbeitrag habe ich keine Sahnetorte gewählt, sondern eine Kugelbahn. Durch die Pipelines werden Kugeln in eine Schale befördert, mit deren Füllstand die Wahrscheinlichkeit für Beteiligung steigt.
Die Betonung liegt auf dem Wort Wahrscheinlichkeit. Beteiligung funktioniert nicht linear-kausal, sondern ist von vielen Faktoren und Wechselwirkungen abhängig. Ich glaube, dass wir uns dies immer wieder bewusst machen müssen, zumindest sehe ich immer wieder enttäusche Reaktionen von QM-Verantwortlichen, wenn hervorragend konzipierte und gut gemeinte Aktionen der Beteiligung nicht den gewünschten Effekt erzielen.
Das bringt mich zum zweiten Punkt. Bevor es darum geht, den Füllstand in der Schale zu erhöhen, erachte ich es als unverzichtbar, sich auf die

Suche zu machen nach Gründen für mangelnde Beteiligung. Und der erste Schritt in Richtung Beteiligung wäre, hier gleich die betroffenen Personen mit einzubeziehen. Meine Erfahrung ist immer wieder, dass willkürlich ausgewählte aktivierende Methoden – und mögen sie auch noch so klasse sein – völlig wirkungslos bleiben oder ggf. sogar destruktiv wirken, wenn sie nicht zu dem inneren Kontext und den internen Herausforderungen passen.
Und bevor ich Ihnen meine „Top 6“ Einflussfaktoren für Beteiligung aufliste, möchte ich Organisationen gerne einladen zu reflektier

en, auf welchem Level eigentlich Beteiligung gewünscht wird. Mir gefällt dazu besonders die Darstellung von Jaakko Johannsen von system worx (https://www.system-worx.com/mediathek/selbstorganisation-und-fuhrung-die-ersten-schritte).

Ich glaube, dass wir uns im Alltag nicht selten auf dem Level „Informieren“ bewegen, aber mehr oder weniger hoffen, dass die Angesprochenen das Thema trotz des niedrigen Levels der Einbeziehung zu ihrer eigenen Sache machen. Für mich macht die Grafik sehr schön deutlich, dass ein Mehr an „Ownership“ nur mit einem Mehr an Einbeziehung einhergeht. Wenn nicht mehr Einbeziehung gewünscht wird, müssen Organisationen womöglich auch mit den Konsequenzen – sprich geringem Engagement – leben.
So nun zu meinem Kugelbahn-Modell und den sechs Pipelines, die die Wahrscheinlichkeit für Beteiligung erhöhen.
Ich habe auf alle meine Pipelines die gleiche maximale Anzahl von Kugeln gelegt, in diesem Fall drei. Mit der gleichen Anzahl möchte ich ausdrücken, dass das Fehlen von Kugeln auf einer Zuwegung durch ein Mehr an Kugeln auf einer anderen Schiene nicht ersetzt werden kann. Ist eine Organisation durch ein eher autoritäres und direktives Führungsverhalten geprägt, wird die Wahrscheinlichkeit für Beteiligung nicht dadurch erhöht, dass ich lauter tolle methodische Bälle ins Spiel werfe. Demnach sind für mich bedeutende Ermöglicher für Beteiligung:

  • Positives Bild von Menschen in Arbeit und potentialorientierte Glaubenssätze
  • Dezentrale QM-Strukturen und partizipative QM-Instrumente
  • Kollaborierender Führungsstil
  • Von Vertrauen geprägtes Verhalten von QM-Verantwortlichen, die den Mut haben Unsicherheit auszuhalten
  • Großgruppenmethoden wie „Open Space“ und „World Cafe“ oder Projekte wie „Working out loud“
  • Dialogisch ausgerichtete Kleingruppen mit Handlungsspielräumen, wie z.B. die Methode der Qualitätszirkelarbeit.

Zusammenfassend: Beteiligungsorientierte Methoden können ihre Wirkung nur entfalten, wenn sie im Rahmen eines analysierten Kontextes eingesetzt werden und zum „gedanklichen“ und strukturellen Betriebssystem der Organisation passen.

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